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Interview „Wir sind STIMULATE“ mit Nora Pleßke
Interviewte: PD Dr. Nora Pleßke
Stelle: Studienfachberatung B.A. Cultural Engineering, Sammlungsbeauftragte Kustodie OVGU, Projektleiterin transSCAPE: Cultural Spaces of Knowledge
Interviewerin: Lea Nickel
Datum: 23.07.2024
Es ist bereits Nachmittag. Wie hat sich dein Arbeitstag bisher gestaltet?
Antwort: Ich bin in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig, dementsprechend ist mein Arbeitstag meistens gesplittet zwischen unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Am Vormittag war ich in meinem Büro am Lehrstuhl für Anglistische Literatur- und Kulturwissenschaften, wo es zum Ende des Semesters noch einiges zu tun gab. Danach habe ich mich um administrative Aufgaben zum 3ioS-Projekt gekümmert. Das beschäftigt sich mit Biofeedback und einer medizintechnischen Sammlung an der Universität. Nach einem kurzen Espresso ging es rüber an den Wissenschaftshafen zum Forschungscampus STIMULATE. Da hatte ich ein Gespräch mit der Stadtkuratorin über die anstehenden Aufgaben. Außerdem habe ich mich mit der Nachbereitung der Ergebnisse des letzten transSCAPE Town-Hall-Meetings beschäftigt.
Du bist habilitierte wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der Anglistik. Was fasziniert dich an diesem Forschungsfeld?
Antwort: Meine Begeisterung für die Anglistik kommt von meiner Faszination für die englische Sprache, den britischen Humor und die reichhaltige Populärkultur. Ich liebe es, englische Romane zu lesen, da sie oft tiefgehende Wahrheiten transportieren und die Möglichkeit bieten, in die Gedankenwelt anderer Charaktere einzutauchen. Ein Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf Stadtliteratur. Ich beschäftige mich zudem mit Urban Cultural Studies und Material Culture Studies, die sich nicht nur auf Großbritannien beschränken, sondern weltweit Phänomene betrachten. Ein Beispiel ist die Erinnerungskultur in schottischen Städten wie Glasgow und Dundee, die in ihrer postindustriellen Struktur und Kultur Parallelen zu Städten wie Magdeburg aufweisen. Da sieht man auch den Link zum Wissenschaftshafen hier.
Im Zusammenhang mit STIMULATE und dem Transferraumprojekt „transPORT“ leitest du das Werkstattprojekt „transSCAPE: Cultural Spaces of Knowledge“. Welche Ziele verfolgt das Projekt und was erhoffst du dir davon in der Zukunft?
Antwort: Die Idee des Projekts ist es, Wissenschaft und Kultur in die Gesellschaft zu übertragen. Dabei sind sowohl physische Veränderungen, wie die Einrichtung eines Parklets als Info- und Treffpunkt, als auch kulturelle Veranstaltungen, wie etwa ein Programmkino mit Diskussionsrunde, geplant. So soll Wissen auf interaktive Weise vermittelt werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Partizipation: Studentische Projekte werden gefördert und die lokale Bevölkerung soll aktiv in den Transformationsprozess eingebunden werden. Ziel ist es, durch Zusammenarbeit und neue Kooperationen den Wissenschaftshafen langfristig als lebendigen Wissensort zu etablieren, der von der Gemeinschaft genutzt und mitgestaltet wird.
Im Juni gab es eine Depotschau zu historischen medizintechnischen Sammlungen, die unter anderem auch am Forschungscampus STIMULATE stattfand. Was war das Ziel dieser Veranstaltung und wie ist die Zusammenarbeit mit STIMULATE zustande gekommen?
Antwort: Diese Veranstaltung markierte den Abschluss des Vorlaufjahrs des BMWF-geförderten Projekts 3ioS, das sich auf die Aufarbeitung einer Sammlung medizintechnischer Geräte aus DDR-Zeiten konzentrierte. Die Geräte waren fast 30 Jahre lang im Keller des Universitätsklinikums Magdeburg gelagert. Die Sammlung umfasst etwa 260 historische Objekte, die nun gereinigt und inventarisiert wurden. Die Depotschau präsentierte den Fortschritt der Aufarbeitung und diente als Plattform für die Zusammenarbeit mit verschiedenen Museen und Universitäten. In der weiteren Forschungsphase wird Biofeedback aus geisteswissenschaftlicher Perspektive untersucht, wobei der Schwerpunkt auf den Themen Schlaf, Schmerz und Stress liegt. Die Kooperation mit STIMULATE entstand aus früheren Projekten, bei denen die Sammlungen bereits als Lehrmaterial für Bachelorstudierende der Medizintechnik genutzt wurden. Wir möchten die Ausstellungselemente der medizintechnischen Sammlung in Zukunft aktiv nutzen, sei es um Themen wie Biofeedback zu diskutieren oder um wissenschaftliche Fragestellungen zu illustrieren. Die genaue Ausgestaltung ist noch offen, aber durch meine Rolle als Projektleiterin in beiden Projekten ergeben sich wertvolle Synergieeffekte.
Als Studiengangsleitung und -fachberatung hast du auch viel Kontakt mit Studierenden. Was begeistert dich besonders an der Arbeit mit Studierenden?
Antwort: Als wissenschaftliche Mitarbeiterin versuche ich den Studierenden meine Leidenschaft für Literatur und Kultur zu vermitteln. Besonders in Magdeburg, wo das Englisch-Lehramtsstudium abgeschafft wurde, nutzen wir anglistische Methoden und Theorien interdisziplinär. Es ist faszinierend zu sehen, wie Studierende sich entwickeln und eigenständige, innovative Themen für ihre Abschlussarbeiten finden. Mein Ziel ist es, ihre wissenschaftliche Neugier und Begeisterung zu wecken und ihnen analytische Werkzeuge an die Hand zu geben, um kulturelle Prozesse zu verstehen.
Vielen Dank für deine Zeit und das spannende Gespräch!
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